Ostergruß

Liebe Gemeindemitglieder unserer Pfarreiengemeinschaft,

vor einigen Tagen habe ich in einem Artikel folgende Zeilen gelesen:

„Stellen Sie sich vor, Sie könnten das Leben neu entdecken – nicht morgen, nicht irgendwann, sondern genau jetzt. Wie wäre es, wenn jeder Augenblick eine Gelegenheit böte, innezuhalten, zu staunen, zu vertrauen und das Leben in seiner ganzen Tiefe zu spüren?“ – Und dann ging mein Blick aus dem Fenster meines Büros im Heimbacher Pfarrhaus auf die Baustelle und den Kran bei der Kirche. Dabei kamen diese Gedanken zu Ostern:

Vieles ist für Ostern gut geplant, die Gottesdienste sind verteilt, die Vorbereitungen laufen, die Kerzen und die Ostereier sind bestellt.

Aber: Der Weg nach Ostern ist verbaut. Der Kran versperrt zumindest den Zugang zum Hauptportal. Das stört die Festlichkeit. Ich sehe darin ein Bild für unsere Zeit und die Glaubensunsicherheit – wie geht das mit Ostern und der Auferstehung? Ist unser Blick – der Blick des modernen Menschen - da nicht auch „verbaut“? Wir reden von der neuen Wirklichkeit, von der Achtsamkeit, die einen Vorgeschmack auf das neue vollendete Leben wachrufen kann, von der Lebensbejahung, die uns trägt und in der wir hoffen, in allen Beschwernissen bestehen zu können. Reicht das aus für einen lebendigen Osterglauben?

Und dann gibt es noch die greifbaren Blockaden auf dem Weg zu
Ostern: Schicksalsschläge, die mir das Vertrauen auf Gott rauben, Hilflosigkeit und Zukunftsangst, die scheinbar stärker sind als mein Glaube, Versagen und Fehler von Menschen, die für Glauben und Kirche stehen.

So ging es auch den Jüngern, die an Karfreitag davonliefen, aus Enttäuschung, aus Angst oder einfach nur aus Verzweiflung. Ihnen ist Jesus, der Auferstandene, erschienen und er hat sie - wenn auch nicht auf einen Schlag - überzeugt, dass die Hoffnung berechtigt ist und es ein neues Leben gibt, das hier und jetzt anfängt.

Sie hatten das offene und leere Grab, das zumindest zum Fragen und zur Suche angeregt hat. Uns bleibt – um im Bild zu bleiben – nur der Kran, der den Weg verstellt. Aber auch wir sind nicht ohne Ausweg: Wir müssen den „Seiteneingang“ suchen und finden, den, der vielleicht weniger festlich und großartig ist, der uns aber doch ins Innere führt. Im Alltag ist dieser „Seiteneingang zum Glauben“ vielleicht eine stille Stunde nur für mich und Gott, ein Gedicht oder ein Text, der mich anrührt, ein vertrautes Gespräch mit Tiefgang, das ich mit jemandem führe.

Es gibt immer einen „Seiteneingang zum Glauben“. Wir können den passenden finden, wenn wir danach suchen, das heißt, wenn wir neugierig bleiben auf das, was das Leben uns beschert.
Hinter jedem „Seiteneingang“ liegt die ganze Festlichkeit des Glaubens.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Weg nach Ostern – Erfolg bei der Suche nach dem richtigen und passenden „Seiteneingang zum Glauben“.

Übrigens: Auch an der Heimbacher Kirche ist der Seitengang wieder offen - herzliche Einladung!

Pastor Peter Dörrenbächer

 

 

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